1979 Revolution: Black Friday

1979 Revolution: Black Friday
Entwickler N-Fusion Interactive, iNK Stories
Publisher iNK Stories
Veröffentlichung 5. April 2016
Plattform MacOS, Windows, iOS, Android, PlayStation 4, Nintendo Switch, Xbox One
Spiel-Engine Unity
Genre Interaktives Drama, Adventure, Indie
Thematik Iranische Revolution, Fotografie
Sprache Englisch, Französisch, Deutsch, Spanisch, Russisch, Türkisch
Altersfreigabe
USK
USK ab 18
USK ab 18

1979 Revolution: Black Friday ist ein Computerspiel in Form eines interaktiven Dramas, das von den Computerspielherstellern iNK Stories und N-Fusion Interactive entwickelt und von iNK Stories am 5. April 2016 für den PC, Mobilgeräte und PlayStation sowie Xbox-Konsolen veröffentlicht wurde. Die Spieler werden in die Rolle des Reza Shirazi versetzt, der sich als Journalist während den Geschehnissen der iranischen Revolution im Iran aufhält.

Spielbeschreibung

Im Spiel schlüpfen die Spieler in die Rolle von Reza Shirazi, einem angehenden Fotojournalisten, der während der iranischen Revolution in seine Heimat zurückkehrt. Im Verlauf der Handlung muss die Spielfigur Entscheidungen treffen, die über ihr Überleben bestimmen. Diese Entscheidungen erfolgen durch zeitlich begrenzte Antwortmöglichkeiten, welche den weiteren Verlauf der Geschichte beeinflussen. Darüber hinaus umfasst das Spiel die Aufgabe, Fotografien der Spielumgebung aufzunehmen sowie historische Hintergrundinformationen zu den dargestellten Ereignissen zu erhalten. Diese vom Spieler aufgenommenen Fotografien werden mit historischen Aufnahmen des französischen Fotografen Michel Setboun verglichen, die in eingeblendeten Menüs dargestellt werden. Zusätzlich können Tonbandaufnahmen mit Reden des Revolutionsführers Ayatollah Khomeini gesammelt werden.

Das Spiel ist in 19 Kapitel gegliedert und weist eine durchschnittliche Spieldauer von etwa zwei bis drei Stunden auf. Die Handlung beginnt im Jahr 1980, also nach dem Sturz des Schahs, als der Fotojournalist Reza Shirazi von der Polizei festgenommen und in das Evin-Gefängnis gebracht wird. Dort wird er von Asadollah Lajevardi, genannt Hajj Agha, verhört. Als inhaftierter Teilnehmer der Revolution steht Reza vor der Entscheidung, ob er sich kooperativ verhalten möchte. Im anschließenden Kapitel springt die Handlung zurück in das Jahr 1978. Zu diesem Zeitpunkt kehrt Reza von einem Auslandsaufenthalt in Deutschland nach Iran zurück und trifft seinen engen Freund Babak Azadi, der zugleich als Hausangestellter für seine Familie tätig ist. Dessen pazifistische Haltung wird bereits in den ersten Gesprächen deutlich, als beide die Menschenmengen der Revolution von einem Dach aus beobachten.

In dieser Sequenz erhält der Spieler die Möglichkeit, Fotografien der Szenerie anzufertigen, die anschließend mit Originalaufnahmen verglichen werden. Zu den Bildern erscheinen Schlagworte und kurze Erläuterungen, die politische, kulturelle oder religiöse Themen behandeln und Teilaspekte der Revolution wie auch Informationen über Iran vermitteln. Diese Einträge, insgesamt mehr als 80, können jederzeit im Menü in nummerierter Reihenfolge eingesehen werden. Zu den behandelten Themen gehören unter anderem das Märtyrertum, öffentliche Gebete, das Feuer im Cinema Rex, Straßenliteratur, zoroastrische Traditionen, das Konzept des Taarof sowie das Automodell Paykan. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, vertiefende Hintergrundtexte aufzurufen, die in Form eines virtuellen Buches dargestellt werden.

Nach der Fotoszene treffen Reza und Babak auf eine kleine Gruppe von Männern. Im Dialog kann Reza unterschiedliche Antworten geben, die sowohl die Diskussion als auch seine Beziehung zu den Charakteren beeinflussen. Zwar kann der Spieler den Verlauf oder den Ausgang der Revolution nicht verändern, er wird jedoch kontinuierlich vor moralische Entscheidungen gestellt, die nicht in ein einfaches Gut-oder-Böse-Schema fallen. Reza kann dementsprechend als gewaltbereit, unsicher oder pazifistisch agierende Figur interpretiert werden, wobei sich diese Entscheidungen vor allem auf sein unmittelbares Umfeld auswirken. Zu diesem gehören neben Babak unter anderem sein Cousin Ali Shirazi, die Revolutionsführer Abbas und Bibi Golestan sowie sein Bruder Hossein. Die dargestellten Figuren nehmen gemeinsam an den Protesten gegen den Schah teil, verfolgen jedoch teils sehr unterschiedliche politische und religiöse Zielvorstellungen für die Zeit nach der Revolution. Durch Hossein, der dem Schah gegenüber loyal bleibt, wird diese Heterogenität innerhalb von Rezas direktem Umfeld zusätzlich hervorgehoben.

In einer weiteren Sequenz nehmen Reza und Babak an einer Demonstration teil, bei der Ali versucht, Reza zum Steinewerfen gegen Soldaten zu bewegen. Der Spieler muss entscheiden, ob Reza gewalttätig agiert oder passiv bleibt. Als die Soldaten das Feuer eröffnen, fliehen Reza, Babak und Ali, begleitet von dem verletzten Abbas. Nachdem Abbas notdürftig versorgt wurde, bringen ihn Ali und Bibi in Sicherheit. In einer Gefängnisszene droht Hajj, Rezas Bruder Hossein zu verletzen, falls Reza keine Informationen über Bibi preisgibt.

Im weiteren Verlauf wird Reza in das Versteck der Rebellen geführt, wo Abbas ihn mit der Aufgabe betraut, einen Verräter innerhalb der Gruppe zu entlarven. Als die Polizei das Versteck stürmt, muss Reza bestimmen, wer Abbas niedergestochen hat. In einer Rückblende im Gefängnis wird offenbart, dass Reza die falsche Person gewählt hat; kurz darauf werden die Verdächtigen getötet. Während des Überfalls wird Reza verhaftet, bis Hossein erscheint und Auskunft über den Verbleib von Ali fordert. Reza verweigert die Auskunft, woraufhin Hossein ihn zu den Eltern bringt.

Am folgenden Tag erfahren Reza und Babak bei einem Protest vom verhängten Kriegsrecht. Sie schließen sich den Demonstrierenden an, bis Soldaten das Feuer eröffnen. Der Spieler muss entscheiden, ob Reza Hossein oder Ali rettet. Anschließend begleiten Bibi und Reza den verletzten Babak ins Krankenhaus, wo dieser an seinen Verletzungen stirbt. In Rückblenden im Gefängnis variiert das Ende in Abhängigkeit von Rezas Verhalten gegenüber Hossein: War er ihm gegenüber feindselig, wird Hossein von Hajj freigelassen und versucht, Reza zu erwürgen. War Reza hingegen freundlich zu ihm, erschießt Hajj Hossein, bevor er Reza bedroht.[1][2]

Entwicklung

Game-Director Navid Khonsari ist ein iranisch-kanadischer Videospiel- und Filmemacher, der in seiner Kindheit vor dem Regime Chomeinis aus dem Iran floh, nachdem er seine frühen Jahre im Iran verbrachte und die Unruhen und Veränderungen des Landes während der Revolution miterlebte. Khonsari betrachtet „1979 Revolution: Black Friday“ als eine Art interaktive Dokumentation und nennt das Genre in Anlehnung an das Cinéma Vérité, dem Kino der Wahrheit, Vérité Games. Zusammen mit der Co-Entwicklerin Vassiliki Khonsari betonen die beiden, dass sie das Spiel emotional und mitreißend gestalten und dafür umfangreiche Recherchen unternahmen, bei denen über 40 iranische Zeitzeugen befragt wurden. Darüber hinaus wurden viele andere Medien für das Spiel genutzt, darunter zeitgenössische Filme, Zeitungsberichte, Fernsehnachrichten, Propaganda-Kassetten von Khomeini und Super-8-Filme des eigenen Großvaters.[3][4][5]

Rezeption

Wertungsspiegel
PublikationWertung
PS4SwitchWindows
IGN8/10[9]
Metawertungen
Metacritic70/100[6]77/100[8]80/100[7]

Einzelnachweise

  1. Bundeszentrale für politische Bildung: 1979 Revolution: Black Friday. 9. Mai 2022, abgerufen am 23. August 2025.
  2. 1979 Revolution: Black Friday. In: Stiftung Digitale Spielekultur. Abgerufen am 23. August 2025 (deutsch).
  3. A Revolutionary Concept In Gaming. 24. April 2016, abgerufen am 23. August 2025 (amerikanisches Englisch).
  4. deutschlandfunk.de: Iran - Computerspiel erinnert an Schah-Sturz. 21. April 2016, abgerufen am 23. August 2025.
  5. Amanda Holpuch: Frag-counter revolutionaries: Iran 1979 revolution-based video game to launch. In: the Guardian. 13. November 2013 (theguardian.com [abgerufen am 23. August 2025]).
  6. 1979 Revolution: Black Friday PlayStation 4 Critic Reviews. In: Metacritic. Abgerufen am 25. August 2025 (englisch).
  7. 1979 Revolution: Black Friday PC Critic Reviews. In: Metacritic. Abgerufen am 25. August 2025 (englisch).
  8. 1979 Revolution: Black Friday Nintendo Switch Critic Reviews. In: Metacritic. Abgerufen am 25. August 2025 (englisch).
  9. Chloi Rad: 1979 Revolution: Black Friday Review. In: IGN. 22. April 2016, abgerufen am 25. August 2025 (englisch).